Interview: FSJ und Corona (II)
Ähnlich, aber doch ganz anders als bei Jan (Teil 1) arbeitet die Gedenkstätte Andreasstraße, in der Magdalena sich mit der Stasi und DDR Geschichte auseinandersetzt. Auch hier hinterlässt der Lockdown seine Spuren. Auch mit ihr habe ich über ihre aktuelle Arbeit gesprochen.
Franz: Die Coronakrise hat vor gut 2 Monaten auch bei unseren Einsatzstellen für Tumulte gesorgt. Ich, beispielsweise, war die letzten Wochen im Homeoffice, wo ich mich größtenteils mit Recherchearbeit und dem Verfassen von Blogbeiträgen vergnügen durfte. Wie sieht das bei dir aus? Wie ist es dir in den letzten Wochen ergangen?
Magdalena: Wir mussten die Gedenkstätte schließen, aber es gibt natürlich auch noch einiges hinter den Kulissen zu tun. Da ich ein Projekt verfolge, konnte ich jetzt meine gesamte Zeit in die Organisation und Realisierung des Projektes investieren. Auch längst überfällige Aufgaben, wie das Transkribieren von Zeitzeugeninterviews, konnte ich nun endlich in Angriff nehmen. Wir haben alle in den letzten Wochen die meiste Zeit im Home Office gearbeitet. Besonders hat mir der Kontakt zu meinen Kollegen gefehlt.
Franz: Gibt es aktuell einen Unterschied zu deiner eigentlichen Arbeit?
Magdalena: Dadurch, dass wir sehr gezielte Aufgaben haben, spüre ich keinen großen Unterschied. Natürlich fallen kleinere Aufgaben weg und auch die Kommunikation macht es deutlich schwieriger, weil man zu Hause eben nicht mal so in den Nebenraum gehen kann, wenn man eine Frage hat.
Franz: Der Träger des FSJ, die LKJ Thüringen, bietet als Alternative zu unseren ausfallenden Bildungsseminaren, freiwillige Webinare an. Wie findest du das? Nimmst du sie wahr?
Magdalena: Ich finde es sehr gut, dass uns eine digitale Möglichkeit gegeben wird, unsere Bildungstage wahrzunehmen. Die meisten Termine waren allerdings sehr kurzfristig, weshalb ich sie leider nicht wahrnehmen konnte.
Franz: Seit gut einer Woche bin ich wieder in meinem Büro. Wie sieht es bei dir aus? Wie sind die Absprachen für die Zukunft?
Magdalena: Angefangen hat es bei uns mit regelmäßigeren kleinen Teamsitzungen vor Ort. Wir haben uns jede Woche einmal in einem großen Sitzkreis getroffen und die Möglichkeit bekommen, Dinge zu besprechen, die uns auf dem Herzen lagen. Dieses System wird sich in dieser Form wohl auch noch einige Wochen halten. Mittlerweile arbeite ich mindestens zwei Mal in der Woche vor Ort. Wie es die nächsten Wochen weitergeht, besprechen wir in einer kommenden Teamsitzung mit dem gesamten Team. Die Gedenkstätte hat auch seit zwei Wochen wieder geöffnet. Natürlich haben wir uns ausführlich über sämtliche Hygienevorschriften informiert und diese umgesetzt. Sogar ein speziell entwickeltes Wegeleitsystem soll das Zusammentreffen in der Gedenkstätte minimieren und den Besucherkontakt so gering wie möglich halten.
Franz: Nun hast du natürlich deutlich mehr Kontakt zu anderen Menschen und Gruppen in deiner Einsatzstelle, sei es durch den Museumsbesuch, Seminare oder Workshops. Wie löst ihr das in deiner Einsatzstelle?
Magdalena: In der Gedenkstätte haben wir sehr viel Platz und jeder sein eigenes Büro (abgesehen vom Freiwilligen-Büro. Das teile ich mir mit einer anderen Freiwilligen). So können wir sehr einfach die Abstandsregelung einhalten. Zu Öffnungszeiten tragen wir im Besucherbereich eine Mund-Nasen-Bedeckung. Unsere Ferienworkshops wurden in den Osterferien online durchgeführt. Das hat sehr gut funktioniert und es sind tolle Ergebnisse entstanden. Auch eine Weiterbildung wird es für die Angestellten geben.
Franz: Zum Schluss noch eine Frage, die mir in den letzten Wochen immer häufiger gestellt wurde: Macht es dir, trotz Corona, Spaß? Hat dir dein FSJ-Politik geholfen?
Magdalena: Ich kann ganz klar sagen dass mir meine Arbeit trotz Corona noch immer sehr viel Spaß macht. Natürlich hat sich einiges verändert, aber besonders durch mein eigenverantwortliches Projekt, der Neuerstellung einer Feedback- Möglichkeit in der Gedenkstätte, habe ich tolle, vielseitige Aufgaben und nie Langeweile. Ich kann aber auch eindeutig sagen, dass ich etwas für die Zukunft aus der Situation gelernt habe. Natürlich muss man im Home-Office seinen Tag so takten, dass man nicht bis in die Abendstunden arbeitet, sondern einen geregelten Tagesablauf beibehält. Ich muss sagen, dass ich am Anfang ein wenig Probleme damit hatte, mich aber sehr schnell eingefunden habe und mittlerweile sehr flüssig und produktiv zu Hause arbeiten kann. Da habe ich, besonders mit Blick auf meine Zukunft als Studentin, sehr viele mitnehmen können.
Franz Ellenberger
FSJ-Politik
Magdalena Doctor
FSJ-Politik in der Gedenkstätte Andreasstraße Erfurt