Dagmar Becker: Jahrhunderttrockenjahr 2018 und seine Folgen zwingen zum sofortigen Handeln
Anlässlich der Exkursion des Ausschusses für Infrastruktur, Landwirtschaft und Forsten in Waldgebiete rund um Wasungen und Schleiz äußert sich die forstpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Thüringer Landtag Dagmar Becker:
„2019 wird für die Wälder Thüringens und damit für die Forstanstalt sowie deren Bedienstete ein äußerst schwieriges Jahr. Nach den Sturmschäden in Thüringer Wäldern im Jahr 2018 sowie dem extrem heißen Sommer und der daraus folgenden Massenentwicklung des Borkenkäfers werden in diesem Jahr die Folgen voll durchschlagen: Die Holzpreise sind durch den massenhaften Anfall von Schadholz vor allem aus Deutschland, Tschechien und Italien im Keller. Die Förster versuchen permanent das Schadholz schnell genug aus den Wäldern zu holen. Für den dringend notwendigen Waldumbau bleiben da kaum freie Kapazitäten.“
Trotzdem sei ein sofortiger und umfangreicher Waldumbau die einzig sinnvolle Strategie, so Becker: „Wenn wir jetzt nicht standortangepasste Pflanzen ansiedeln, werden wir vielerorts keinen Wald mehr vorfinden. Ohne den Schutz der Altbestände und deren Fähigkeit Boden und Wasser zu halten, wird Waldumbau nahezu unmöglich. Deshalb müssen wir schnell handeln – unabhängig davon, ob der Bund – wie von Forstministerin Birgit Keller jüngst gefordert, sein finanzielles Engagement für den Waldumbau verstärkt oder nicht!“
Seit dem Start des Landesprogramms Waldumbau vor acht Jahren wurden bisher rund 5000 Hektar Wald umgebaut, das entspräche 625 Hektar pro Jahr. Becker dazu: „Machen wir in diesem Tempo weiter, ist das Landesprogramm erst im Jahr 2371 umgesetzt. Das darf kein realistisches Ziel sein.“
Ein weiterer Kritikpunkt ist die Finanzierung des Landesprogrammes. Dazu müsse der ThüringenForst als hundertprozentige Landestochter des Freistaates Kredite aufnehmen. Dazu Becker: „Der ThüringenForst hat seit Jahren Rücklagen gebildet. Seit 2012 hat er dem Freistaat seine Rücklage auf dessen Konto überwiesen, indem diese im sog. Cashpool des Landes mitbewirtschaftet wurden. Meiner Meinung nach sollte der ThüringenForst erst auf diese zurückgreifen dürfen, bevor er neue Schulden macht.“
Hintergrund:
Die Waldfläche Thüringens beträgt 550.000 Hektar. Davon befinden sich rund 40 Prozent in Landesbesitz, rund 220.000 Hektar. Im vergangenen Jahr hat sich der Borkenkäfer durch Thüringens Nadelwälder gefressen und so für Schäden in Millionenhöhe gesorgt. Der Bund stellt für ganz Deutschland Mittel von 25 Millionen Euro zur Verfügung – die sollen aber bis 2022 reichen. Im vergangenen Jahr hat der Freistaat Thüringen allein 2,3 Millionen Euro für Waldschäden ausgezahlt.
Die Abgeordnete Dagmar Becker ist am 16. und 17. April im Rahmen der Beratungen zu einem gemeinsamen Antrag mit LINKE und Grünen zum Borkenkäfer (Drucksache 6/6563) mit dem Ausschuss für Infrastruktur, Landwirtschaft und Forsten nach Wasungen (Stadtverwaltung) und Schleiz (Forstamt), um sich vor Ort ein Bild von der Lage zu machen.
Stefanie Maria Gerressen
Pressesprecherin
Dagmar Becker
Parlamentarische Geschäftsführerin | Sprecherin für Landwirtschaft, Forsten, Umwelt und Naturschutz