Die katholische Kirche hat sich schuldig gemacht

Die katholische Kirche hat sich schuldig gemacht

26 Sep. 2018

Jahrzehntelang hat die katholische Kirche systematischen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen durch ihre Funktionsträger vertuscht. Auch im Bistum Erfurt sind nach eigenen Angaben mindestens zwölf Kinder durch zehn Priester verletzt worden. Davon sind sieben Priester bereits verstorben. Drei Fälle wurden der Staatsanwaltschaft gemeldet, davon ist einer bereits verjährt. Darin sind noch nicht die Zahlen aus Ostthüringen enthalten, da die Region nicht zum Bistum Erfurt gehört.

Zu den vorgelegten Untersuchungen über den Missbrauch von Kindern und Jugendlichen durch katholische Geistliche erklärt die Sprecherin für Aufarbeitung in der SPD-Fraktion im Thüringer Landtag, Birgit Pelke:

„Es ist höchste Zeit und gleichzeitig zu begrüßen, dass sich die katholische Kirche auf den Weg gemacht hat, mit ihrer jüngsten Vergangenheit aufzuräumen. Das darf aber nur ein erster Schritt sein. Lediglich Daten aus Personalakten zusammenzutragen, wird dem Leid den Opfern, das diese ein Leben lang mit sich herumtragen müssen, nicht gerecht.

Die katholische Kirche hat sich schuldig gemacht. Ich erwarte, dass auf die Forderungen der Opfer eingegangen wird. Aufarbeitung und Entschädigung müssen im Mittelpunkt stehen. Vor allem darf so etwas nie wieder geschehen. Die Kirchen sind deshalb aufgefordert, in den eigenen Reihen Konsequenzen zu ziehen, vollständige Transparenz zu schaffen und aktiv mit den Justizbehörden zusammenzuarbeiten. Die Aufklärung kann nicht mehr durch eigene Gutachter oder ohne staatlichen Zugriff auf Archive und Zeugen erfolgen – insbesondere wenn der Leiter der Studie über den Missbrauch in der katholischen Kirche von einer ‚Spitze des Eisbergs‘ spricht.“

Aber auch diese Fragen müsse die Kirche aufarbeiten: Wie konnte es innerhalb einer Organisation, die Nächstenliebe predigt, zu einer Kultur kommen, in dem Kindesmissbrauch einfach vertuscht und geleugnet werden konnte? Und welchen Kulturwandel braucht es, um solchen Vorkommnissen sämtlichen Nährboden zu entziehen?

„Die Täter müssen sich verantworten, und zwar vor der staatlichen Justiz. Menschen, die Kinder und Jugendliche sexuell missbraucht haben, sollen nicht ohne Weiteres weiterhin Funktionen oder Ämter bekleiden, sondern müssen zur Rechenschaft gezogen werden“, so Pelke weiter.

Der im Jahr 2010 durch die damalige Sozialministerin Heike Taubert eingerichtete Arbeitskreis „Misshandlung/Missbrauch in ehemaligen DDR-Kinderheimen und Jugendwerkhöfen“ ist ein gute Vorlage, wie bei einer so sensiblen Frage im Sinne des Opferschutzes eine verantwortungsvolle Entschädigungsregelung entwickelt werden kann. „Der Freistaat hat hier ein gutes Vorbild für eine verbindliche Entschädigungsregelung geschaffen, daran sollten die Kirchen sich ein Beispiel nehmen“, so Pelke abschließend.

 

Stefanie Gerressen
Pressesprecherin

Birgit Pelke

Birgit Pelke

Stellv. Fraktionsvorsitzende | Sprecherin für Soziales, Familie, vorschulische Bildung, Menschen mit Behinderungen, Sport & Aufarbeitung

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